75845. Kuchenfresser schrieb am 25.08.2014 um 10:34 Uhr
Energie Cottbus hat die gute Leistung aus dem Pokalspiel gegen den Hamburger SV bestätigt, die Formkurve zeigt nach oben. Mit dem 1:0 (0:0)-Auswärtssieg bei Holstein Kiel demonstrierten die Lausitzer, dass die neue Mannschaft immer besser zusammenwächst. Jetzt geht es bereits am Dienstag zu Hause gegen den Spitzenreiter weiter.
Der Reporter eines Kieler Privatradios rutschte auf seinem Platz im Holsteinstadion nervös hin und her. Er meckerte ins Mikrofon: "Energie Cottbus nervt, die nerven gewaltig." Der Radiomann versuchte damit zu beschreiben, wie sich die Lausitzer am Samstag auf dem Platz präsentierten: Nämlich wie kleine Nervensägen, die den Gastgebern von Holstein Kiel in jedem Zweikampf auf den Füßen standen und irgendwann die Lust aufs Fußballspielen raubten.
Energie-Trainer Stefan Krämer muss lachen, wenn er diese Formulierung hört. "Das gefällt mir, das ist genau das, was wir wollen. Der Gegner soll vor uns keine Ruhe haben, wir wollen ihm ständig Stress bereiten", so der Lockenkopf. Allerdings hatte der Cottbuser Coach am Samstag selbst Stress - und zwar in der Halbzeitpause. "Da ist es in der Kabine laut geworden", gibt der 47-Jährige zu. Denn mit der ersten Halbzeit seiner Mannschaft war Krämer nicht einverstanden gewesen. "Holstein war besser und wir hatten Glück, dass der Ball bei der großen Chance am Anfang nicht ins Tor gegangen ist."
Tim Siedschlag hatte in der 4. Minute per Direktabnahme den Innenpfosten des Cottbuser Tores getroffen, auch danach waren die Kieler spielbestimmend. Energie ging zwar von Anfang an in den Zweikämpfen gewünscht nervig zur Sache, doch Krämer monierte: "Wir haben unser Ballgewinne zu leichtfertig wieder hergeschenkt, unsere Ballbesitzzeit war da zu kurz." Insgesamt präsentierte sich Energie bei den Offensivbemühungen viel zu ungenau. Kein Wunder, dass die Lausitzer sich auf dem Transfermarkt noch nach einem Kreativspieler fürs offensive Mittelfeld umschauen.
Einzig Sven Michel hätte den FCE kurz vor dem Halbzeitpfiff in Führung bringen können. Er holte sich den Ball vom weit an die Seitenauslinie herausgeeilten Kieler Keeper Kenneth Kronholm, sein Schuss wurde dann aber noch von Verteidiger Patrick Herrmann vor der Linie gestoppt.
Krämer stellte dann zur Pause um. Er nahm den abgemeldeten Angreifer Zbynek Pospech vom Platz und änderte etwas im Anlaufverhalten der Mannschaft. Siehe da: Der Anranzer für die Nervensägen zahlte sich aus: Energie war jetzt in der Offensive präsenter und schlug eiskalt zu. Als eine Flanke von Fanol Perdedaj per Kopf nicht weit genug geklärt wurde, war Manuel Zeitz zur Stelle. Der Mittelfeldmann, erneut einer der besten Cottbuser, schoss den Ball zum Siegtor ins lange Eck (59.). Trainer Krämer gibt zu: "Zum Glück haben wir mit unserer ersten Chance gleich das Tor gemacht. Es war eigentlich ein typisches Unentschieden-Spiel."
Doch anstatt des dritten torlosen Remis hintereinander, nahm Energie die volle Punktzahl von der Ostseeküste mit nach Hause. Das lag daran, dass die Krämer-Elf den Gastgebern danach keine echte Torchance mehr genehmigte. Der Coach lobte sein junges Team: "Kiel konnte keine Druckperiode mehr aufbauen, weil wir das sehr gut gemacht haben. Das sah schon sehr erwachsen aus."
Tim Kleindienst hätte in der 77. Minute bei seiner Konterchance schon den Deckel draufmachen können, doch er wurde in letzter Sekunde gestoppt. Trotzdem konnten die Cottbuser mit ihren mitgereisten Fans feiern. Das ist bereits der zweite Auswärtserfolg der Saison. Jetzt fehlt zum guten Ligastart eigentlich nur noch ein Sieg im heimischen Stadion der Freundschaft.
Der ist schon an diesem Dienstag möglich, dann empfängt Energie den Spitzenreiter Wehen-Wiesbaden (19 Uhr). "Das wird ein echtes Highlight für uns", sagt Krämer über das Spiel gegen eine Mannschaft, die dem Namen nach trostloses Drittliga-Mittelmaß ausstrahlt. Doch der Energie-Trainer betont: "Wehen-Wiesbaden ist mein Topfavorit für den Aufstieg in die 2. Liga."
Seine Profis können da also bereits zeigen, wie stabil der Aufschwung ist und wie erwachsen sie tatsächlich schon in dieser Drittliga-Saison sind. Wobei Krämer sicher nichts dagegen hat, wenn die Cottbuser auch gegen den Tabellenführer als echte Nervensägen auftreten.